Insight
Javier Milei, der Präsident Argentiniens, setzt seinen radikalen Reformkurs fort und hat angekündigt, das Steuersystem des Landes grundlegend zu verändern. In einem Interview mit Forbes Argentina erklärte Milei, dass er plant, 90 % der Steuern — nicht der Einnahmen, sondern der Anzahl der Steuern — abzuschaffen und das System auf maximal sechs Steuern zu reduzieren. Diese Massnahme ist Teil einer umfassenden Strategie, die Deregulierungen, Privatisierungen und Arbeitsmarktreformen einschliesst. Seit seinem Amtsantritt im Dezember 2023 hat Milei bereits drastische Kürzungen vorgenommen, darunter die Entlassung zehntausender Staatsbediensteter, die Schliessung von Ministerien und eine Reduktion der Staatsausgaben um 31 %.
Die Wirtschaft des Landes zeigt gemischte Signale. Während die Inflation deutlich von 25,5 % im Dezember 2023 auf 2,4 % im November 2024 gesunken ist, stieg die Arbeitslosenquote im dritten Quartal auf 6,9 %. Wirtschaftliche Aktivitäten verzeichnen jedoch ein Wachstum von 3,9 % im gleichen Zeitraum, und Prognosen deuten darauf hin, dass Argentinien 2024 erstmals seit 15 Jahren einen ausgeglichenen Haushalt erreichen könnte.
Mileis radikale Reformen haben international Aufmerksamkeit erregt, insbesondere bei Elon Musk und Vivek Ramaswamy, die mit der DOGE-Initiative in den USA eine ähnliche Verschlankung des Staates anstreben. Musk lobte Mileis Ansatz öffentlich als «beeindruckend» und sieht in dessen Steuer- und Staatsreformen eine Blaupause für die USA. Ob dieser Kurs in den Vereinigten Staaten ebenfalls umsetzbar ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Geschätzte Leserin, geschätzter Leser
Während Europa und die Schweiz schwächeln, dominiert erneut der US-Markt: Der S&P 500 glänzte mit einer beeindruckenden Performance von 23,3 %. Bereits in unserem letztjährigen Endjahresbrief haben wir festgehalten: Das Jahr 2023 in einem Wort: «Die glorreichen Sieben».
Genau diese «glorreichen Sieben» Tech-Unternehmen prägten auch 2024 die US-Märkte und trugen wesentlich zur Performance bei. Ihre Dominanz ist beeindruckend, birgt jedoch Risiken. Die sieben Unternehmen - Microsoft, Apple, Nvidia, Alphabet, Amazon, Meta Platforms und Tesla – machen zusammen nun etwa 34 % des S&P 500 aus. Vor nur zehn Jahren, im Jahr 2014, lag ihr kombinierter Anteil am S&P 500 bei weniger als 10 %.
Apple allein hat inzwischen einen höheren Marktwert als der gesamte Aktienmarkt von Deutschland, Grossbritannien oder Kanada. Wenn Apple ein eigenständiger Markt wäre, wäre es der fünftgrösste Aktienmarkt der Welt, nach den USA, China, Indien und Japan. Im Jahr 2025 könnte Apple als erstes Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 4 Billionen USD erreichen – mehr als das BIP aller Länder ausser den USA, China, Deutschland und Japan. Auch Nvidia hat sich als Schwergewicht etabliert und war in diesem Jahr kurzzeitig das wertvollste Unternehmen der Welt.
Obwohl die «glorreichen Sieben» die Markterträge angetrieben haben, birgt ihre Dominanz auch Risiken. Ein signifikanter Rückgang der «glorreichen Sieben» könnte den gesamten S&P 500 erheblich belasten. Mit rund 11 Billionen USD, die Ende 2024 in US-Indexfonds investiert sind (etwa 20 % des gesamten US-Aktienmarktes von 55 Billionen USD), könnte ein starker Abverkauf der Magischen Sieben einen Dominoeffekt auslösen. In den letzten Jahren war die beste Anlagestrategie jedoch, sich ausschliesslich auf die «Magischen Sieben» zu konzentrieren.
Europa kämpft mit wirtschaftlicher Schwäche
Der STOXX Europe 600 (die grössten 600 Europäischen Unternehmen) stieg 2024 um magere 6 %. Die starke Minderperformance gegenüber den USA lässt sich zum einen durch das Fehlen von Tech- und KI-Unternehmen im STOXX Europe 600 erklären. Zum anderen wirkte die stark schwächelnde Wirtschaftslage in Europa, gepaart mit der Dominanz traditioneller, schwächer performender Branchen, zusätzlich belastend.
Auch die Schweiz ringt mit fehlender Dynamik
Der Schweizer Aktienmarkt, gemessen am Swiss Market Index (SMI), erzielte 2024 eine Rendite von 4,2 %. Sechs der zwanzig SMI-Titel büssten sogar Terrain ein. Selbst wenn die Dividendeneinnahmen berücksichtigt werden, schloss 2024 jeder vierte SMI-Titel im Minus ab. Für einen Blue-Chips-Index ist das ein kümmerliches Resultat. Grosse Tech- und KI-Unternehmen sucht man auch hier vergeblich. Zusätzlich belasteten der starke Schweizer Franken (wie gewohnt) und die überwiegend defensive Sektorengewichtung, die in einem wachstumsorientierten Umfeld kaum Dynamik entfalten konnte. Das Schwergewicht Nestlé belastete die Schweizer Börse im Jahr 2024 erneut: Mit einem Kursverlust von 23 % war es das dritte Jahr in Folge mit negativer Rendite. Bereits 2023 fiel der Kurs um 7,7 %, während 2022 ein Verlust von 11,9 % zu Buche stand.
Aktiv vs. Passiv: Strategien für Stabilität
Solange die «glorreichen Sieben» nahezu die gesamte Rendite treiben, haben aktive Fondsmanager kaum eine Chance, den Markt zu schlagen. Wenige aktive Fondsmanager haben diese sieben Unternehmen mit einer Gewichtung von 34 % im Portfolio, wie es der S&P 500 automatisch abbildet. Da niemand weiss, wie lange die Dominanz dieser sieben Titel anhält, erscheint uns eine Kombination aus aktiven und passiven Strategien sinnvoll. Auch wenn aktive Ansätze kurz- bis mittelfristig hinter dem Gesamtmarkt zurückbleiben könnten, bleibt Diversifikation der Schlüssel zu einer stabilen und langfristig erfolgreichen Anlagestrategie – ein Prinzip, das T&V konsequent umsetzt.
Ausblick 2025
Langfristig bewegen sich Aktienkurse in der Regel im Einklang mit dem Gewinnwachstum der Unternehmen. Der außergewöhnliche Erfolg des amerikanischen Marktes in den Jahren 2023 und 2024 ist jedoch auch darauf zurückzuführen, dass Anleger bereit waren, höhere Preise für jeden Dollar Gewinn zu zahlen – ein Zeichen für ihren wachsenden Optimismus. Diese Zuversicht spiegelt unter anderem die Begeisterung für künstliche Intelligenz und die wirtschaftsfreundliche Politik nach der Trump-Wiederwahl wider.
Ob die positive Marktstimmung anhält, wird massgeblich davon abhängen, ob das Gewinnwachstum fortgesetzt wird und wie sich die wirtschaftliche Dynamik entwickelt. Wir behalten die Entwicklungen genau im Blick!
Wie immer danken wir für das uns entgegengebrachte Vertrauen!
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